Zeitleiste | Entwicklungen und Verdienste |
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um 400 v. Chr. | Erste Beschreibungen von Unregelmäßigkeiten der Zähne finden sich bei Hippokrates. |
25 v. Chr. - 50 n. Chr. | Celsus (in Rom) empfiehlt die Entfernung von Milchzähnen bei Durchbruch permanenter Nachfolger. Er erteilt den Ratschlag, schiefstehende Zähne mittels Fingerdruck geradezurichten. |
129-199 | Galen gibt erste Hinweise auf Behandlungsmöglichkeiten und beschreibt das Befeilen der Zähne beim Vorliegen eines Raummangels. |
1619 | Fabricius beschreibt die Extraktion von Zähnen zur Therapie eines vorliegenden Engstandes. |
1678-1761 | Der Chirurg und Zahnarzt Pierre Fauchard veröffentlicht 1728 das Buch "Le Chirurgien Dentiste". Es gilt als erste größere Abhandlung der Zahnheilkunde, deren zweite erweiterete Auflage 1746 und dritte Auflage 1786 erscheinen. Ins Deutsche übertragen wird das Buch 1733. Er beschrieb 1728 den Labialbogen aus Elfenbein als orthodontische Apparatur.
Zwar werden auch schon vor Fauchard Zahnfehlstellungen durch das Bewegen einzelner Zähne korrigiert, jedoch ist er es, der seine Fälle in diesem Buch sammelt und sehr gut beobachtet wiedergibt. Über den Zahndurchbruch schreibt er: "... die Zähne brechen früher oder später durch, je nach den Kräften der Kinder" und "das Temperament" könne so groß sein, dass bereits bei der Geburt Zähne vorhanden seien. Unter anderem beschreibt er:
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1722-1766 | Phillip Pfaff war Chirurg, Zahnarzt und Hofarzt Friedrichs des Großen. Er schreibt die "Abhandlung von den Zähnen des menschlichen Körpers und deren Krankheiten" Pfaff beschrieb als Erster eine Abdrucknahme mit Siegelwachs, sprach den Milchzähnen die Wurzeln ab (da Sektionen am kindlichen Material damals unüblich waren, beschreibt er die Milchzähne so wie er sie nach Resorption sah) und warnte vor dem Gebrauch harter Zahnbürsten und empfiehlt sie höchstens alle 14 Tage anzuwenden. |
1728-1793 | John Hunter war Chirurg, General-Inspektor der Hospitäler, Surgeon-Master der Armee sowie Vizepräsident des College der Londoner Veterinärärzte. Er war einer der bedeutendsten englischen Chirurgen und Anatomen. Er war auch kieferorthopädisch tätig und entdeckt, dass die Milchzähne Wurzeln besitzen (erste realistische Darstellung mit Beschreibungen der Wurzelform u. -zahl) sowie, dass die Zähne nach dem Durchbruch keinerlei Dickenwachstum aufweisen, sondern Engstände durch Wanderungen der Zähne auftreten. Er stellt fest, dass Milchmolaren größer als die Prämolaren sind, die Milchfrontzähne hingegen kleiner als die permanenten Zähne. Weiterhin führt er tierexperimentelle Untersuchungen zum Wachstum durch, und zwar Experimente am Schweineunterkiefer. Ein Metallring wird am Vorderrand des aufsteigenden Unterkieferastes eingesetzt, um die Wachstumsbewegung beurteilen zu können. Der Ring wandert aufgrund der Apposition am Vorderrand und Resorption am UK-Hinterrand zur Mitte. Untersuchungen zur Extraktionstherapie wurden ebenfalls durchgeführt (Extraktionsforderung des 6'ers). Außerdem setzt er eine schiefe Ebene aus Silber im Frontzahnbereich zur Therapie der Progenie ein. Ein Tuch, das um den Kopf gebunden wurde, diente dabei zur Druckverstärkung. |
1750 | John Hunter verwendet einen Metallbogen mit Ligaturen zur Korrektur von Zahnfehlstellungen. |
1771 | Adam Anton Brunner (1737-1810) führt die Verwendung einer schiefen Ebene ein. |
Anfang des 19. Jahrhunderts | Joseph Fox (1776-1816) schreibt sein Werk "Natural History of the Teeth". Sein Hauptinteresse gilt der Ätiologie von Stellungsanomalien. Er klassifiziert die Anomaliarten und beschreibt verschiedene Behandlungsapparaturen.
Friedrich Christoph Kneisel (1797-1887) schreibt das 21-seitige Spezialwerk "Der Schiefstand der Zähne, dessen Ursachen und Abhilfe einer neuen, sicheren und schmerzlosen Heilmethode". |
1808 | L. J. Catalan (1776-1830) propagiert ebenfalls eine schiefe Ebene als eigene Konstruktion. |
1815 | Christophe Francoise Delabarre (1784-1862) beschreibt Bänder mit Attachments. Er versucht Fehlstellungen zu ergründen und systematisiert deren Behandlung. Die Erhaltung von Milchzähnen erscheint ihm besonders wichtig. Auch die Bedeutung des 6-Jahres-Molaren wird bereits von ihm erkannt. |
1840 | Christopher Starr Brewster (1799-1870) beschreibt eine Regulierungsplatte aus Kautschuk. |
1841 | Joachim Lefoulon spricht in seinem Buch "Nouveau traite de l'art du dentiste" erstmals von 'Orthodontia'. Zur Therapie des Engstandes legt er auf der palatinalen Seite einen federnden Goldbogen an. Da dieser Bogen nicht nur die Zähne geraderichtet - im Sinne der Orthodontie -, sondern auch formend auf den Alveolarfortsatz einwirkt, ist der erste Schritt in Richtung 'Kieferorthopädie' vollzogen.
J. M. Alexis Schangé (1831-1904) beschreibt in seinem Buch "Précis sur le Redressmant des Dents" ein regulierbares Klammerband, welches mit einer Schraube an der Zahnkrone befestigt wird und erkennt vermutlich als erster, dass sich an eine Behandlung eine Retentionszeit anschließen sollte. |
1842 | Georg Carabelli (1788-1842) und William Henry Dwinelle (1819-1896) benutzen zuerst Schrauben und Carabelli legt eine neue Klassifizierung der Okklusionsarten vor, die im deutschsprachigen Raum lange Bestand hat. |
1846 | Claude Lachaise (1797-?) und Elisha Gustavus Tucker (1808-1895) nutzen zuerst die Elastizität des Gummibandes für orthodontische Zwecke. |
1848 | Joseph Linderer (1809-1913) gibt eine Klassifikation der Anomalien und zeigt in seinem Bericht über die Orthodontie eine große Zahl orthodontischer Apparaturen. |
1859 | John Tomes (1812-1895) zeigt erstmals die Umbauvorgänge am Alveolarknochen mit einer Knochenabsorption in Druckrichtung und Knochenanbau auf der Entlastungsseite. |
1839-1913 | John Nutting Farrar (1839-1913) stellt fest, dass Regulierungskräften physiologische Grenzen gesetzt sind. Er bevorzugt intermittierende Kräfte gegenüber permanentem Druck. |
1855-1930 | Mit Edward Hartley Angle (1855-1930) beginnt die Neuzeit der Kieferorthopädie. 1887 veröffentlicht er in den "Notes on Orthodontia" die erste Klassifikation der Bissanomalien. Im Vordergrund seiner Diagnostik steht die Okklusion. Bei seiner Einteilung geht Angle von der Konstanz des OK einschließlich des 6-Jahr-Molars in der Sagittalebene aus. Die deutsche Veröffentlichung der "Okklusionsanomalien der Zähne" erscheint 1908. 1899 wird die Angle-School of Orthodontia in St.Louis gegründet.
Die vier Verdienste Angle´s:
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1866 | Norman William Kingsley (1829-1913) stellt eine Art Headgear (extraorale Zugvorrichtung) zur Behandlung von Malokklusionen vor. Er bewegt die obere Front unter Abstützung mittels einer Kopfkappe. Von Angle und Case werden ähnliche Geräte beschrieben. |
1881 | Walter Harris Coffin (1853-1916) stellt eine Methode der Regulierung vor und entwickelt ein Modell aus Kautschukplatten und einer Feder aus Klavierdraht (Expansionsplatte). |
1885 | E. W. E. Magill zementiert Bänder aus Platin, Gold, Neusilber oder Silber auf die Zähne. |
1887 | Victor Hugo Jackson (1850-1929) entwickelt abnehmbare, gelötete Drahtapparaturen. |
1895 | Calvin Suveril Case (1847-1923) fordert, Zähne der Regulierung körperlich zu bewegen. |
1893-1966 | Georg B. Crozat (1893-1966) entwickelt ein Universalgerät aus Draht, das in neuerer Zeit wiederentdeckt wird. |
1906 | Edward Hartley Angle beschreibt die Verwendung starrer, 1,4 mm starker Expansionsbögen (basic E-arch). |
1908 | Calvin Suveril Case (1847-1923) empfiehlt eine okzipitale Verankerung zur Korrektur intermaxillärer Beziehungen. |
1913 | Edward Hartley Angle verwendet in seinem "ribbon arch system" erstmals Brackets zur Führung der Bögen. |
1916 | J. A. W. van Loon (1876-1940) stellt ein erstes praktikables kephalometrisches Verfahren vor. Es bedient sich der Hilfe von Gesichtsmasken, um die Kiefermodelle in Relation zum Gesicht zu setzen. |
1917 | John Valentine Mershon (1867-1933) führt den Lingualbogen mit angelöteten Federn ein. |
1919/21 | Paul Wilhelm Simon (1883-1957) reproduziert Kiefer-Gesichtsbeziehung durch Gnathostatverfahren. |
1926 | Edward Hartley Angle führt den "Edgewise Mechanismus" mit einem Vierkant-Außenbogen (0,022 * 0,028 inch) in einem horizontal verlaufenden Bracketschlitz (Slot) ein. Die mechanischen Prinzipien dieser Technik waren so grundlegend, dass sie heute noch in den meisten Behandlungssystemen beachtet werden. |
Mitte der 20er Jahre | Karl Häupl (1893-1960) legt zusammen mit Viggo Andresen (1870-1950) in Oslo die Grundlagen zur funktionellen Behandlung der Zahnstellungs- und Bisslageanomalien, die als Funktionskieferorthopädie "Norwegisches System" revolutionierend auf das Fachgebiet wirken. |
1928 | Ketcham beobachtet Wurzelresorptionen an überlasteten Zähnen bei Verwendung starrer, starker Drähte. |
1929 | B. Kjellgren (1896- 1981) propagiert Reihenextraktion. |
1930 | Charles Frederick Leopold Nord (1887-1978) empfiehlt abnehmbare Plattengeräte und entwirft die aktive Platte. |
1931 | Birdsall Holly Broadbent (1894-1977) (USA) und Herbert Hofrath (1889-1952) (Deutschland) entwickeln unabhängig voneinander das Fernröntgenverfahren.
Arthur Martin Schwarz (1887-1963) stellt fest, dass orthodontische Kräfte nicht größer als der kapillare Blutdruck sein dürfen. |
1936 | Oppenheim systematisiert die extraoralen Zugvorrichtungen und führt sie in den USA wieder ein.
Alfred Kantorowicz Schwarz (1880-1962) und Gustav Korkhaus (1895-1978) bauen die von C. F. L. Nord vorgestellte aktive Platte. |
1937 | Joseph E. Johnson (1888-1960) entwickelt den Zwillingsbogen (Twin Wire Arch). |
1940-1955 | Die Schule von Tweed führt neue Behandlungstechniken ein, welche vor allem die Extraktionstherapie anstelle einer transversalen Expansion der Zahnbögen bevorzugen. |
1947 | Klöhn verwendet seinen zervikalen Headgear im Rahmen der Frühbehandlung. |
1952 | E. Storey und R. Smith entwickeln die Light-Wire Technik. |
1955 | Das Fach Kieferorthopädie wird an deutschen Universitäten Prüfungs- und Pflichtfach (4. Kernfach). |
1956 | P. Raymond Begg (1898-1983) baut die Light-Wire Technik mittels Multiband-Apparaturen universal aus. |