Das autonome = vegetative Nervensystem unterliegt nicht dem Bewusstsein.
Unterteilt wird es in die zwei Gegenspieler Sympathicus und Parasympathicus.
Der
Sympathikus beeinflusst Organe und Stoffwechsel in Richtung einer
Leistungssteigerung:
- kardiovaskuläre Stimulation
- Mobilisierung von Stoffwechselreserven
- gehemmte Verdauungsaktivität
Der
Parasympathikus beeinflusst Organe und Stoffwechsel in Richtung einer
Regeneration:
- Abnahme der Herz-Kreislauf Funktion
- Einschränkung des Energieverbrauchs
- Steigerung der Resorption und Verdauung
Die peripheren Transmitter des Sympathicus sind: Noradrenalin und Adrenalin.
Der Transmitter des Parasympathicus ist Acetylcholin.
Die Erfolgsorgane weisen unterschiedliche Arten von Rezeptoren auf:
α, β
1, β
2
Organ |
α |
β1 |
β2 |
Herz |
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- Herzfrequenz
- Kontraktilität
- Erregungsbildung
- Leitungsgeschwindigkeit

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Bronchien |
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Dilatation |
Gefässe |
Kontraktion (Haut, Niere) |
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Dilatation (Muskel, Leber) |
Magen-Darm-Trakt |
Kontraktion der Sphinkteren |
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Hemmung der Peristaltik |
Skelettmuskulatur |
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Glycogenolyse |
Fettgewebe |
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Lipolyse |
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Bei Sympathikusstimulation ist der jeweilige Effekt von der Rezeptorverteilung am jeweiligen Organ abhängig.
Adrenalin ist ein Sympathikomimetikum, d. h. es stimuliert den Sympathicus.
Es werden alle Rezeptorarten erregt: α, β
1, β
2
lokale Anwendung:
Das Gefäßsystem der Haut und der Schleimhaut reagiert mit einer Vasokonstriktion.
systemische Wirkungen:
- Alle Herzfunktionen sind gesteigert (Tachykardie).
- Der periphere Gefäßwiderstand nimmt zu (Dominanz der α-Rezeptoren), dadurch Anstieg des Blutdrucks
- ausgeprägte Bronchodilatation
- Hyperglykämieneigung durch die Glycogenolyse
Folgende Adrenalinkonzentrationen sind in der Zahnheilkunde gebräuchlich:
- 1:100.000 = 0,01 mg/ml
- 1:200.000 = 0,005 mg/ml
Umrechnung der Maximaldosis 0,25 mg Adrenalin:
1:200.000 bedeutet: |
1 g/200.000 ml |
Das entspricht: |
1000 mg/200.000 ml |
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= 1 mg/200 ml |
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= 0,25 mg/50 ml |
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= 0,005 mg/ml |
Noradrenalin ist ein Sympathikomimetikum, das die &aplpha;-Rezeptoren stimuliert und nur gering die β1-Rezeptoren.
Es kommt zu einer ausgeprägten Vasokonstriktion (α).
Systemisch führt diese Vasokonstriktion zu einer reflektorischen Abnahme der Herzfrequenz.
Noradrenalin hat eine erheblich höhere Rate an unerwünschten Effekten wie:
Kopfschmerzen, starke Blutdruckerhöhung und Bradykardie.
Die Nebenwirkungsquote von Noradrenalin zu Adrenalin liegt bei 9:1, deswegen ist Adrenalin zu bevorzugen!
Alle Lokalanästhetika (LA) bewirken eine Vasodilatation, die länger anhält als die Analgesie.
Um das schnelle Abfluten vom Injektions- und Wirkort zu verhindern, werden gefäßverengende Substanzen zugesetzt.
Vorteile:
- Zunahme der Dauer und Tiefe der Anästhesie
- Herabsetzung der Maximalkonzentration im Serum
- Blutarmut im Operationsgebiet
- Gesamtdosis des LA kann verringert werden
- Antagonisierung der Vasodilatation
Verwendung eines Vasokonstriktorenzusatzes bei kardiovaskulären Erkrankungen
Ein starke Aktivierung des Sympathikus kann durch größere Mengen eines Vasokonstriktors innerhalb kurzer Zeit oder durch eine versehentlich intravasale Injektion verursacht werden.
Unter Belastung oder durch Schmerzen kann aber die endogene Adrenalinausschüttung stark ansteigen und damit bei weitem die geringen Mengen von Adrenalin übersteigen, die bei der zahnärztlichen Behandlung exogen zugeführt werden (Little 2000).
Daher überwiegen die Vorteile einer Lokalanästhesie mit einem Vasokonstriktor die vermuteten oder potentiellen Gefahren und Nachteile.
Beim Einsatz von adrenalinhaltigen Lokalanästhetika sollte der Adrenalinzusatz möglichst gering sein (1:200.000).
Für Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen beträgt die Maximaldosis für Adrenalin als Vasokonstriktor jedoch nur bis zu 40 Mikrogramm (8 ml einer Lösung 1:200.000).
22,5 Mikrogramm Adrenalin als Zusatz in Lokalanästhetika (4,5 ml einer Lösung 1:200.000) wurden von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen unterschiedlicher Schwere gut toleriert (Niwa 2001).
1:200.000 sind 0,005 mg Adrenalin/ml oder 5 µl/ml.
Aber: keine lokale Verwendung von Vasokonstriktoren
Vasokonstriktoren sollten bei Patienten mit kardiovaskulären Hypertonikern nicht zur lokalen Blutstillung eingesetzt werden, auch nicht adrenalinhaltige Retraktionsfäden.
Symptome
- Blutdruckanstieg
- Tachykardie
- Hypoxie des Myokards (Angina pectoris)
- heterotope Reizbildung (Extrasystolen, Kammertachykardie, Kammerflimmern)
- diabetogene Wirkung (BZ-Anstieg)
- vegetative Symptomatik (Blässe, Unruhe, Kaltschweißigkeit)
- ggf. paroxysmale Gegenreaktion (Bradykardie, vasovagale Synkope)
Maßnahmen
- O2-Zufuhr über eine Nasensonde
- Blutdruck- und Pulskontrolle
Aufgrund der kurzen Wirkdauer (1-2 Minuten) ist eine leichte Intoxikation eine flüchtige Erscheinung.